Stadttauben: Mythen und Fakten

Stadttauben haben ein schlechtes Image, denn leider sind viele Mythen noch immer sehr weit verbreitet. Dabei sind die Tiere völlig zu Unrecht verhasst. Ihr Leben haben sie sich nicht ausgesucht. Wir Menschen haben sie erst durch die Domestizierung von uns abhängig gemacht (ja, Stadttauben sind verwilderte Haustiere – keine Wildtiere!). Das Stadttaubenproblem ist somit menschengemacht. Wir sind also auch verpflichtet, uns um die Tiere zu kümmern. Genauso wie wir in der Verantwortung für Straßenhunde und -katzen stehen, stehen wir auch in der Verantwortung für Straßentauben. Sie haben unseren Respekt verdient, nicht unsere Verachtung.

“Stadttauben übertragen Krankheiten.”

Falsch. Viele Menschen haben Angst, sich bei Tauben mit gefährlichen Krankheiten anzustecken. Dabei sind Stadttauben genauso ungefährlich wie Blaumeisen, Amseln und andere Vögel auch. Die meisten und häufigsten Krankheiten von Tauben sind wirtsspezifisch, also nicht auf den Menschen übertragbar.

„Die Darstellung auf der Homepage von Schädlingsbekämpfern und Vergrämungsfirmen sind als völlig überzogen zu betrachten. Hier wird Panik geschürt und den Leserinnen und Lesern durch Fehlinformationen suggeriert, dass Tauben eine Vielzahl an lebensbedrohlichen Erkrankungen übertragen würden“, sagt Tierarzt Jens Hübel aus Leipzig.
(Quelle: https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben/krankheiten/#Wie_schaetzen_die_Behoerden_das_Risiko_einer_Infektion_durch_Tauben_ein)

“Taubenkot schadet den Gebäuden.”

Falsch. Ein Gutachten der TU Darmstadt aus dem Jahr 2004 belegt, dass Taubenkot der Bausubstanz nicht schadet. Bei der Prüfung wurde festgestellt, dass die Ausscheidungen „(…) keinerlei Schäden anrichten, weder bei Buntsandstein, Granit oder Zementmörtel noch bei Vollklinker, Vollziegel oder unbehandeltem lasierten Nadelholz. Lediglich bestimmte Bleche können, wird der Kot nicht binnen wenigen Wochen entfernt, zeitiger rosten. Dies gilt allerdings auch für jeden anderen Vogelkot.“ (Quelle: https://www.tagesspiegel.de/berlin/tauben-in-der-stadt-blumentoepfe-sind-gefaehrlicher-als-tauben/6678608-2.html)

“Tauben vermehren sich mehr, wenn man sie füttert.”

Taubenzüchter haben ihnen einen Brutzwang angezüchtet, der dafür sorgt, dass Stadttauben bis zu achtmal im Jahr brüten – unabhängig vom Nahrungsangebot. Umgekehrt ist es so, dass Fütterungsverbote, wie es sie in vielen deutschen Städten – einschließlich Limburg – gibt, auch nicht dazu führen, dass Stadttauben weniger brüten. Sie führen allenfalls dazu, dass mehr Jungtiere in den Nestern qualvoll verhungern.

“Tauben finden genug zu fressen”

Falsch. Stadttauben hungern jeden Tag, denn in unseren Städten finden sie keine artgerechte Nahrung, sondern nur den Abfall der Menschen. Eigentlich sind sie Körnerfresser. In der Stadt müssen sie sich von dem Wenigen ernähren, was sie finden können: Brotkrümel und andere ungeeignete Essensreste stehen auf dem Speiseplan; aus der Not heraus wird auch mal in Erbrochenem oder an einer achtlos weggeworfenen Kippe gepickt. Sie trinken aus schmutzigen Pfützen, die auch schon mal durch Zigaretten oder Motoröl vergiftet sein können. Gesund ist das alles nicht, artgerecht schon gar nicht. Satt werden sie davon erst recht nicht.
Es kann also kaum verwundern, dass Stadttauben fast immer unter- und mangelernährt sind. Viele Tauben werden dadurch krank und sterben frühzeitig oder verhungern. Darum ist ihre Lebenserwartung auf der Straße auch sehr kurz.

“Stadttauben sind Wildtiere und kommen alleine zurecht”

Falsch. Stadttauben sind verwilderte Haustiere und vom Menschen abhängig, nicht anders als Straßenhunde und -katzen. Ohne menschliche Hilfe kommen sie in unseren Städten nicht gut zurecht.

“Abwehrmaßnahmen wie Netze und Spikes vertreiben Tauben.”

Spikes, Taubenabwehrnetze und andere Vergrämungsmaßnahmen führen nicht dazu, dass die Tauben aus den Städten verschwinden. Sie bewirken höchstens, dass die Probleme auf die Nebengebäude verlagert werden. Oftmals stellen sie auch noch tödliche Fallen dar.

Stadttauben stammen von Felsentauben ab und sind Höhlen- und Nischenbrüter. In den Städten finden sie also ideale Brutplätze. Darüber hinaus sind Tauben sehr standorttreu, sodass sie immer wieder zu ihren Brutstätten zurückkehren wollen. Dieses Verhalten wurde ihnen angezüchtet, schließlich basiert der gesamte “Brieftaubensport” auf dieser Standorttreue. Das erklärt, warum Vergrämungsmaßnahmen selten den gewünschten Effekt bringen.

Sinnvoller als Vergrämen wäre es, den Tieren Alternativen in Form von betreuten Taubenschlägen anzubieten.